Interview mit Freunde-Stipendiatin Anna Bartholomäi

Die Freunde und die Karlshochschule haben ein gemeinsames Interesse an der Förderung der individuellen Entwicklung junger Menschen zu verantwortungsvollen Weltbürgern. Mit dieser Kooperation setzen wir ein Zeichen, indem wir junge Menschen, die sich in ihrem späteren Berufsleben für diese Werte einsetzen möchten und in einem Freiwilligenjahr dieses Engagement bereits unter Beweis gestellt haben, mit einem Stipendium fördern. Wir haben mit einer aktuellen Freunde-Stipendiatin gesprochen.

Interview mit Anna Bartholomäi (Freunde-Stipendiatin)

Anna Bartholomäi, aktuelle Freunde Stipendium Karlshochschule
Anna Bartholomäi, aktuelle Freunde-Stipendiatin

Liebe Anna, stelle dich doch bitte kurz vor und verrate uns etwas über deine Person.

Hallo, mein Name ist Anna Bartholomäi und ich komme aus dem Norden Deutschlands. Ich liebe es nachhaltig zu reisen, Poetry Slams zu schreiben, malen, basteln und Dinge reparieren. In Oldenburg machte ich 2018 meinen Abschluss. Schon damals war ich in verschiedenen Projekten engagiert. Ich war lange im Schülerausschuss, organisierte die Abitur-Abschlussveranstaltungen und war Teil des Umweltkomitees. Aber was mich wirklich erfüllte, waren Model-United-Nations-Veranstaltungen. Hier war ich über fünf Jahre nicht nur als Delegierte, sondern auch in der Organisation und als Vorsitzende von Komitees eingesetzt. Nach meinem Abschluss ging ich nach Indien für einen Freiwilligendienst. In der NGO „Dhaatri Ressource Centre“, die sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzt, arbeitete ich für ein Jahr. Von dort aus bewarb ich mich für die Karlshochschule und studiere dort jetzt International Relations.

Was hat dich dazu inspiriert, dich an der Karls zu bewerben?

Ich habe Karlsruhe geliebt seit ich das erste Mal da war. Ich hatte schon lange geplant nach dem Studiengang International Relations zu suchen und als ich die Karlshochschule entdeckte, sprach mich das Image, die Online-Präsenz und der internationale Charakter besonders an. Also bewarb ich mich und fand mein Stipendium. Dadurch wurde die Karlshochschule als Studienort genauso ansprechend wie jede andere Universität, die International Relations anbietet. Doch jetzt, nach den ersten Wochen des Studiums kann ich sagen, dass es echt schön ist, dass der Studiengang nicht so anonym ist, weil wir wenige sind. Außerdem sind die Blockseminare genau das Richtige, weil sich die Themen in längerer Zeit sehr vertiefen lassen. Dies lässt mir außerdem Zeit für außerschulische Aktivitäten und die weitere Einbringung in anderen Projekten.

Warum hast du dich für den Studiengang International Relations entschieden?

Ich habe mich zuerst einmal dafür entschieden, International Relations zu studieren, weil ich mich sehr für UN-Angelegenheiten interessiere. Ich möchte etwas über Stärken und Schwächen von Nationen herausfinden, über Probleme und Prozesse – und versuchen, diese zum Besseren zu verändern (so gut wie ich eben kann). Ich bin als ich jünger war viel in touristische, aber auch abgelegenere Gebiete gereist und habe große kulturelle Unterschiede und eine Menge Gemeinsamkeiten erlebt. Meine Zeit in Indien hat mir gezeigt, dass es möglich ist, sich in eine andere Kultur einzufinden und sich sogar mit ihr verbunden zu fühlen. Ich träume davon, dass Nationen eines Tages zusammenarbeiten können – nicht trotz sondern wegen ihrer kulturellen Unterschiede. Der Schlüssel dafür liegt in der Kommunikation und dies ist auch der erste Punkt, den ich gerne am Studium mag – die Möglichkeit, bis zu drei verschiedene Sprachen zu lernen. Ich habe Spaß an ‘Civil Society’, das mir Einblick in die ethischen Aspekte internationaler Beziehungen ermöglicht und ‘International Organizations’, wo wir systematisch durch die einzelnen Organe gehen, die die Prozesse der Welt regulieren.

Bitte verrate etwas mehr über dein Stipendium.

Ich habe ein Vollstipendium der Freunde Rudolf Steiner e.V. bekommen, eine anthroposophische Organisation, die Jahr für Jahr ungefähr 700 Freiwillige in die ganze Welt schickt. Im Jahr 2018/19 ging ich mit dieser Organisation nach Indien. Größtenteils wird zu Waldorfschulen entsendet oder in anthroposophische Camphills. Die Freunde organisieren dabei auch Seminare, die das Jahr begleiten, und helfen dir auf deinem Weg durch das manchmal auch sehr fordernde Jahr.

Wie lief Bewerbungsverfahren ab und was war deiner Einschätzung nach der Grund, dass du das Stipendium erhalten hast?

Ich persönlich fand die Prozedur relativ einfach. Ich hatte Glück, dass mir die richtige Person von diesem neuen Stipendium erzählte. Weil ich in Indien gerade Ferien hatte, fiel es mir leicht, meine Motivationsschreiben zu verfassen. Das Interview forderte mich schon mehr heraus. Weil ich immer noch im Ausland war, führte ich das Interview über Skype und vier Leute vor mir zu haben, hat mich ganz schön nervös gemacht. Für mich war es essenziell, dass sie gesehen haben, dass ich wusste worüber ich rede, und dass ich zu jeder Frage etwas zu sagen hatte. Das ich nervös war war kein Problem, ich schätze das war auch normal und es wurde darüber hinweggesehen. Es ging eher um mein Engagement und wie ich in das Bild der Universität hineinpasse.

Wie ist dein erster Eindruck von der Karls?

Die Universität finde ich bisher sehr ansprechend. Sie ist klein und offen und ich kann mir vorstellen, dass ich spätestens in einem halben Jahr die meisten hier schon einmal gesehen haben werde. Die kleinen Studiengänge gefallen mir sehr gut, da die Individualität des Einzelnen so nicht verloren geht, sondern jeder Einzelne gesehen wird. Ich mag es, dass wir im ersten Semester noch wenig Prüfungen schreiben, sondern Präsentationen halten. So wird nicht nur die Fähigkeit trainiert, Präsentationen zu halten, sondern auch Soft Skills gelernt wie in Gruppen zu arbeiten. Die Karlshochschule hat nicht das Ziel, einem nur so viel Wissen wie möglich in möglichst kurzer Zeit zu vermitteln, sondern hilft dabei, eigene Meinungen zu einem großen Spektrum an Themen zu bilden.

Wo siehst du dich beruflich in zehn Jahren und was ist deine Vision?

Das ist keine schwere Frage zu beantworten, ich glaube ich hatte schon immer einen Plan im Leben. In zehn Jahren werde ich 29 sein. Ich werde meinen Bachelor gemacht haben und ein weiteres Jahr zur freien Gestaltung genommen haben. Auch mit meinem Master werde ich fertig sein. Und dann? Mit so einem weit gefächerten Studiengang wie International Relations kann ich mir jetzt gerade viele verschiedene Richtungen vorstellen. Realistischer Weise werde ich einer NGO beitreten, die für Menschenrechte arbeitet, zum Beispiel bei Amnesty International – oder mich bei Greenpeace für den Kampf gegen den Klimawandel einsetzen. Wenn ich aber auf dem Weg, den ich bis dahin vor mir habe, an einer NGO oder anderen Organisation im Ausland vorbeikomme, kann ich mir auch gut vorstellen, dass ich einige Zeit im Ausland arbeite. Als ich jünger war wollte ich immer eine Politikerin werden. Aber in der jetzigen Situation ist mir das politische System deutlich zu starr und ich identifiziere mich gerade zu wenig mit deutschen Werten und der Gesellschaft. Ich kann mir wirklich vorstellen, dass ich versuchen werde, im Auswärtigen Dienst zu arbeiten. Mein größter Traum wäre es, eines Tages als Diplomatin bei der UN zu arbeiten und ein Komitee zur grundlegenden Veränderung der UN Charter zu initiieren, da sie alte veraltet ist und die Doha-Runde es seit Jahren nicht schafft, dort nennenswerte Ergebnisse zu erzielen.

Aber diese Vision könnte sich vollkommen verändern, wenn meine Studien voranschreiten. Das Einzige was ich weiß ist, dass ich meinen Teil zu dringenden Problemen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung oder Welthunger beitragen möchte.

Liebe Anna, vielen Dank für das Interview. Wir wünschen dir viel Erfolg für dein Studium!

Über die Freunde

Die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. kurz „Freunde“ setzen sich für die Förderung der Waldorfpädagogik weltweit ein. Hunderte waldorfpädagogische Projekte werden jährlich unterstützt – nicht nur finanziell, sondern auch personell. Durch ihr Karlsruher Büro entsenden die Freunde pro Jahr ca. 1600 junge Menschen aus Deutschland in Projekte weltweit und empfangen durch ihr „incoming-Programm“ auch ca. 200 internationale Freiwillige in waldorfpädagogische Einrichtungen in Deutschland. Daneben leisten sie durch ihr „Notfallpädagogik-Programm“ pädagogische Nothilfe für Kinder in Krisengebieten. Die Karlshochschule und die Freunde verbinden bildungspädagogische und weltanschauliche Ansätze. Die freiheitlich verfassten Waldorfschulen legen viel Wert auf bildhaften, anschaulichen Unterricht und eine Pädagogik der Förderung, die das Individuum und seine jeweils eigene Entwicklung in den Mittelpunkt stellt.

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