Rassismus ist Alltag – aber wir halten gemeinsam dagegen

Für viele unserer Studierenden ist Diskriminierung und Rassismus eine alltägliche Erfahrung. Dies wurde bei der Veranstaltung „Inside Racism – Making the invisible visible“ deutlich. Kleine Bemerkungen, große Fragen und seltsame Blicke summieren sich über den Tag zu stetig neu geschlagenen Wunden. Strategien, dem Alltagsrassismus zu begegnen, gibt es so viele wie es Menschen gibt, doch nicht jede und jeder findet jederzeit die Kraft diese anzuwenden. Allzu oft summieren sich die kleinen Bemerkungen zu immer größer werdenden Verletzungen, die zu Selbstzweifeln und sogar zu nachhaltigen psychischen Störungen führen können.

Inside Racism: Das Unsichtbare sichtbar machen aus der Reihe #Voices@Karls

Panel-Mitglieder von Inside Racism (v. l.): Danusa Ramos Colares, Aliya Marulitua, Ruby Nampanga, Eunju Jang, Almaas Bagus, Prof. Ella Roininen

In der Veranstaltung ging es darum, denjenigen eine Stimme zu geben, die von Rassismus betroffen sind. Wir als Community der Karlshochschule wollen Empathie, Verbundenheit und Interesse zeigen mit denjenigen, die Rassismus erfahren. Wir wollen Raum geben, die vielseitigen Lebensgeschichten und Erfahrungen zu hören und so als ganze Menschen wahrzunehmen. Wir wollen dem Rassismus entgegentreten und einstehen als internationale Gemeinschaft für die Vielfalt von Menschen und Lebensentwürfen, für eine buntere, bessere Welt.

Mitschnitt aus “Inside Racism – Making the invisible visible”

Rassistische Verletzungen äußern sich vielfältig und geschehen immer wieder auch unabsichtlich, war eine der Erkenntnisse des Abends. Im Alltag sind es oft kleine Gedankenlosigkeiten, die zu Wunden führen. So wird die Frage nach dem „Woher kommst du?“  zur Ausgrenzung, da unterschwellig die Aussage mitschwingt „hierher ja offensichtlich nicht“, sobald Aussehen, Kleidung oder Sprache nicht den als vorherrschend angenommenen, gesellschaftlichen Normen entsprechen. Eine der wichtigsten Aussagen der 4 Studentinnen auf dem Panel war daher auch, „Anyone can be from Anywhere“ – „Jede/Jeder kann von überall herkommen“ obwohl vielleicht Aussehen oder auch Sprache etwas Bestimmtes nahelegen. So sprach Aliya, Studentin aus den USA mit indonesischen Wurzeln davon, nirgends der Norm zu entsprechen – weder in Indonesien noch in den USA und erst recht nicht in Europa. Eunju, Studentin aus Korea machte erst in Deutschland Erfahrungen mit Rassismus – besonders wenn sie in einer Gruppe mit Studentinnen aus weiteren asiatischen Ländern unterwegs sei, bekäme Sie beleidigende Sprüche zu hören. Sie habe sehr mit den Stereotypen zu kämpfen, die Asiaten nachgesagt werden. Die meisten davon träfen auf Sie eben nicht zu. Almaas, die in Südafrika aufgewachsen, dort der farbigen Minderheit zugerechnet wird, drückt es so aus: Ich bin es gewöhnt, viel härter arbeiten zu müssen, um mir Gehör zu verschaffen.

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Inzwischen seien die meisten der Panel-Mitglieder so weit, dass Sie entweder eine treffende Reaktion parat hätten oder stark genug seien, es an sich abprallen zu lassen. Für alle sei es ein langer und schmerzhafter Weg gewesen und ein andauernder Prozess der Selbstfindung und der Emanzipation. Oft helfe es und sei auch wünschenswert, wenn sich Menschen in der Umgebung solidarisierten. Darin war sich das Panel einig: Diskriminierende, rassistische Sprüche nicht stehen zu lassen, sondern sich für andere stark zu machen und anderen Solidarität zu zeigen, sei eines der wichtigsten Instrumente gegen Rassismus im Alltag.

So fasste Ruby, geboren und aufgewachsen in Uganda und Ruanda zusammen, schließlich sind wir alle einfach Menschen: „Appearance is constructed, let’s have a look inside, and realize we are all just human beings. – Das Aussehen ist konstruiert, lasst uns einen Blick in Innere werfen und erkennen, dass wir alle nur Menschen sind.“

Autorin: Julia Hähnel-Budnik (University Communications)

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