Interview: Prof. André Reichel über das 2. Nachhaltigkeitscamp

Am 20. Mai findet in der Karlshochschule das zweite Nachhaltigkeitscamp statt. Grund genug, um Professor André Reichel, Studiengangsleiter für International Sustainability Management und Mitorganisator der Veranstaltung vor’s Mikro zu holen und ihn zu befragen, was die Besucher am Samstag erwartet. Im Artikel finden sich die Video- und Audioversion des Textes. Das Interview führte Bendix Lippe.

Karlshochschule: Lieber Herr Reichel, schön dass Sie da sind und herzlichen Willkommen bei uns im Interview!

Prof. André Reichel: Hallo, vielen Dank für die Einladung!

Karls: Sie wollen mit uns heute über das Nachhaltigkeitscamp sprechen, richtig?

Prof. Reichel: Das ist richtig, Herr Lippe.

Karls: Was ist denn das Nachhaltigkeitscamp überhaupt?

Prof. Reichel: Das Nachhaltigkeitscamp, das wir jetzt zum zweiten Mal hier an der Karls durchführen, ist ein sehr innovatives und interaktives Konferenzformat. Im Mittelpunkt des Nachhaltigkeitscamps steht ein Barcamp, das eine Art Unkonferenz ist; das heißt, dass es keine festgelegte Agenda gibt. Stattdessen haben wir ein Oberthema, aber die Teilnehmenden bestimmen eben selbst, in welche Richtung sich die Diskussion entwickelt, indem sie am Anfang ihre eigenen Themen vorstellen. Und dann wird ganz basisdemokratisch abgestimmt, welche Themen das Nachhaltigkeitscamp an diesem Nachmittag weiter verfolgen möchte. In verschiedenen Slots werden diese Themen dann Workshop-artig diskutiert.

Karls: Welches Ziel hat dieses Nachhaltigkeitscamp denn überhaupt, was soll also am Ende dabei herauskommen?

Prof. Reichel: Also ein Ziel ist natürlich die Vernetzung von Aktiven – sei es jetzt im Bereich der Zivilgesellschaft, im Bereich der Wissenschaft oder aus der Wirtschaft – diese Aktiven zusammenzusetzen und in einen Austausch über Nachhaltigkeit und die Themen die sie umtreiben zu bringen. Und dann sollen natürlich auch Aktivitäten und Projekte im Anschluss angestoßen werden. Aber der Fokus liegt auf der Vernetzung und auf dem Austausch der Teilnehmenden.

Karls: Das Nachhaltigkeitscamp findet ja dieses Jahr nicht zum ersten Mal statt – wie war das erste Camp und knüpfen Sie ein bisschen daran an?

Prof. Reichel: Das erste Nachhaltigkeitscamp, das wir vor fast genau einem Jahr mit ungefähr 300 Teilnehmenden hier an der Karlshochschule gemacht haben, war unser erster Versuch zu sagen: Lasst uns doch dieses Thema Nachhaltigkeit, das uns hier an der Karls ja auch sehr umtreibt und ein allgemeingesellschaftliches Grundthema ist, mit anderen diskutieren – mit der Bürgerschaft, mit Aktiven, mit Unternehmen, mit Selbstständigen, auch mit der Politik, und schauen, was dabei rauskommt. Wir wussten als noch nicht, was wir überhaupt zu erwarten haben. Aber der Andrang war groß, es wurde sehr breit diskutiert, und von allen Beteiligten wurde dann der Bedarf geäußert, das Ganze nochmal zu wiederholen und weiterzudiskutieren.

Karls: Kann man denn dieses Jahr trotzdem auch als Einsteiger mitmachen?

Prof. Reichel: Das auf jeden Fall. Unser Thema, Nachhaltigkeit, wird sicherlich von allen Facetten beleuchtet werden. Wir haben mit dem Schwerpunkt „Nachhaltigkeit und Digitalisierung“ einen kleinen Fokus gesetzt, das heißt wir wollen diese zwei gesellschaftlichen Großtrends zusammendenken. Aber natürlich kann jeder herkommen, der sich auch grundsätzlich mit dem Thema auseinandersetzen will. Wichtig ist allerdings: Jeder der herkommt sollte wissen, dass hier dann auch gearbeitet wird.  Man kann also nicht nur passiv konsumieren, sondern sitzt hier in Workshops und muss sich äußern. Das Schöne ist aber, dass sich jeder äußern und eigene Themen einbringen kann – mit genügend interessierten Leuten kann das dann bearbeitet und diskutiert werden.

Karls: Jetzt befinden wir uns ja hier im Rahmen der Karlshochschule, die Hochschule selbst hat einen Studiengang der Nachhaltigkeitsmanagement heißt – warum beschäftigt Sie und uns als Hochschule dieses Thema denn überhaupt so sehr?

Prof. Reichel: Um ein Kanzlerinnenwort abzuändern: Nachhaltigkeit mag nicht alles sein, aber ohne Nachhaltigkeit ist alles nichts. Es ist ein Großthema für die Gesellschaft, es ist das zentrale Thema in diesem Jahrhundert; die Frage, wie es uns gelingt, wirtschaftlichen Wohlstand, ökologische Stabilität der Ökosysteme und auch soziale Gerechtigkeit zusammenzudenken. Wie kann sowas gelingen, welche Rolle spielt Management, und welche Rolle können wir als private Hochschule spielen, die sich auf die Fahne geschrieben hat, Management neu zu denken? Und das war für uns zum einen der Grund, Nachhaltigkeit in dieser Hochschule zu verankern – wir sind Mitglied in einer Initiative der UNO zur Findung von Prinzipien zur verantwortungsvollen Management-Ausbildung, wir haben diesen Studiengang „International Sustainability Management“, und nun eben dieses Nachhaltigkeitscamp als Schaufenster nach außen und innen. Wir wollen ja hier nicht nur junge Leute ausbilden oder an dem Thema forschen, wir wollen auch den Austausch mit unserer Umwelt hier in Karlsruhe und darüber hinaus pflegen, und da ist das Nachhaltigkeitscamp für uns ein ganz zentrales Element.

Karls: Nachhaltigkeit kann ja nur gelingen, wenn alle Leute mitmachen. Und das betrifft natürlich auch besonders Unternehmen, die mit Fragen der Nachhaltigkeit in Kontakt kommen. Wen haben wir denn beim Nachhaltigkeitscamp hier, der das ganze Thema auch noch von anderer Seite beleuchten kann und die entstehenden Ergebnisse unter Umständen nutzt?

Prof. Reichel: An größeren Namen haben wir jemanden von BASF da, der dieses Thema Nachhaltigkeit aus einer Unternehmenssicht mitbringt und gerade aus einer unmittelbar mit Nachhaltigkeit verbundenen Branchensicht befasst ist. Da geht es um Fragen der Land- und Agrarwirtschaft, das heißt hier werden wir einige spannende Einblicke bekommen. Aber eben auch kritische Diskussionen, inwiefern solche Unternehmen denn Nachhaltigkeit wirklich verfolgen können, ob sie den äußeren, marktbedingten Zwängen überhaupt widerstehen können und welche Hilfe sie vielleicht auch bräuchten. Zum anderen haben wir in Karlsruhe eine IT- und Startup-Region, das heißt wir haben auch viele junge Unternehmerinnen und Unternehmer da, die mit neuen Ideen versuchen, nicht nur Profit zu machen sondern in der Tat ökologische und soziale Probleme anzugehen. Und auch für die ist das Nachhaltigkeitscamp eine Gelegenheit, ihre Ideen vorzutragen und sich gleichzeitig auszutauschen und zu schauen, ob es vielleicht ganz interessante Partner für gemeinsame Projekte geben könnte.

Karls: Sie haben es ja jetzt schon angesprochen,  es kommen nicht nur Studenten und Unternehmen, sondern auch die Öffentlichkeit ist aufgerufen vorbeizukommen. Im Endeffekt sind also alle Leute dazu aufgerufen, sich zu beteiligen?

Prof. Reichel: Natürlich ist es als Managementhochschule immer eine Veranstaltung mit Unternehmensimpuls, dafür spricht auch unser Kooperationspartner, die Fairantwortung e.V. Die sind ein Zusammenschluss von verantwortlich und fair wirtschaftenden Unternehmen, die hier in der Region Karlsruhe etabliert haben – da sind wir auch sehr dankbar, dass wir das wieder mit ihnen veranstalten können. Aber es richtet sich eben an alle unternehmerisch Aktiven, nicht nur an Unternehmen. Und die zivilgesellschaftlichen Akteure, sei es jetzt aus dem Bereich der Gemeinwohlökonomie, seien es Mensch hier in Karlsruhe, die das ReparaturCafé betreiben, oder sich in urbanen Gärten oder solidarischen Landwirtschaftsinitiativen einsetzen, all diese sind auch alle angesprochen. Wir müssen diesen Diskurs und den Austausch mit allen Akteuren in der Gesellschaft pflegen, und das Nachhaltigkeitscamp ist ein kleiner Schritt – aber es ist ein Schritt hier in Karlsruhe, genau das zu machen.

Karls: Herr Reichel, ich danke Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen viel Erfolg mit dem Nachhaltigkeitscamp.

Prof. Reichel: Danke, Herr Lippe.

Das Nachhaltigkeitscamp findet am 20.05.2017 in der Karlshochschule statt. Interessierte können sich unter folgendem Link kostenfrei anmelden: https://www.eventbrite.de/e/2-nachhaltigkeitscamp-karlsruhe-tickets-33212495468. Wer nicht dabei sein kann, der kann die Veranstaltung auf den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #ncamp17 verfolgen.

Leave a Reply