Go Abroad! – Nick in Taiwan (3)

Unser Internationales Marketing Management-Student Nick-Maximilian Binder ist zurzeit in seinem Auslandsemester in Taiwan an der National Chengchi University. Von dort lässt er uns mit Berichten darüber teilhaben, zum zweiten Mal mit einem Reisebericht über einen Kurztrip:

Taichung
Einwohnerzahl: 2,7 Mio.

Die Reiselust hatte mich wieder gepackt und so bin ich am Wochenende darauf mit meinem Freund Christoph nach Taichung gefahren. Doch wer glaubt, man kann hier auch so einfach Roller mieten, hat sich geschnitten. Zwar gab es um den Bahnhof herum so viele Rollerläden wie in Deutschland Dönerbuden, doch ohne internationalen Führerschein läuft hier nichts. Wir klapperten 7 Läden ab – alle (bis auf einen überteuerten) schüttelten den Kopf. Notiz an mich selbst: Das nächste Mal einen internationalen Führerschein in Deutschland beantragen…

4

Doch wir hatten Glück: Unser letzter Versuch funktionierte. Der Mann konnte kein English – so liefen die Verhandlungen auf Mandarin. Fragt mich nicht warum, aber unsere deutschen Führerscheine waren ausreichend. Sobald wir die Roller hatten und alles geklärt war, fuhren wir erst einmal los, bevor er es sich etwa noch anders überlegen konnte.

Am Samstagmorgen fuhren mit dem Roller etwa eine halbe Stunde Richtung Osten, bis wir zu unserem Ziel, den Dakeng Hiking Trails, gelangen. Dort wanderten wir die Trails 9,10 und 4. Letzterer war am interesssantesten, denn da musste man wirklich aufpassen. Ein falscher Schritt und man konnte sich ernsthaft verletzen.

1

Taichung hat mir wieder klar gemacht, wie offen und freundlich die Taiwaner (besonders gegenüber blonden Europäern) sind. Wir erlebten so ziemlich alles: Kreischende Mädchen, die mit uns ein Foto machen wollten. Auf der Bergspitze wurden wir spontan von einem Pärchen zum Nudeln-essen eingeladen. Dann haben wir noch eine Art „Ernte-Dank-Zeromonie“ mitten in der Pampa erlebt. Und der Wahnsinn: ein etwas älterer Taiwaner bestand darauf, dass wir zu ihm nach Hause kommen und mit ihm und seiner Familie zu Abend essen. Etwas verdutzt, aber auch interessiert, sagten wir beide natürlich zu. So schickte er uns seine Adresse und erwartete uns am frühen Abend bei sich. Dort angekommen empfing er uns wie zwei lange-nicht-mehr-gesehene gute Freunde und stellte uns voller stolz seinem Sohn und seiner Frau vor. Da er kaum English sprechen konnte, und unser Mandarin auch nicht ganz ausreichte, unterhielten wir uns die meiste Zeit über die Google-Übersetzer-App. Er nuschelte etwas in sein Handy, drückte dann auf einen Button, und so hörten wir seine Frage per Computerstimme auf English. Dann umgekehrt. Ziemlich lustiger Abend. Danach hat er uns dann noch in ein Restaurant mit schöner Aussicht über Taichung eingeladen. :)

23

Ein Stück Kultur: Roller fahren

Hier gibt es so viele Roller dass ich jetzt einfach mal behaupte: Das gehört zu der Taiwan-Experience dazu.
Man steht an der Ampel, zusammen mit ungefähr 15 anderen Rollern. Links, fast Schulter an Schulter, steht eine Frau mit einem Kleinkind zwischen den Beinen und ein weiteres klammert sich von hinten am Bauch fest. Immerhin haben alle einen Helm auf. Zur Rechten hat jemand zwei kleine Hunde im Fußraum des Rollers stehen. Warum auch nicht?

Man steht also da, der Sonne entgegen, hört das Summen der Motoren und der trockene Asphalt bebt. Ich fühle mich da immer wie am Start eines Go-Kart Rennens. Und in der Tat: Sobald der Countdown der Ampel auf Grün schaltet heißt es „losfahren oder umgefahren werden“. Mit Vollgas, aber kontrolliert geht es dann über die Kreuzung, nach welcher sich dann langsam die Reihenfolge der Fahrer sortieren wird. Für mich gilt da immer: Eher zu den Schnellen als zu den Langsamen gehören. Denn schnell unterwegs fühle ich mich sicherer, als wenn ich von links und rechts permanent überholt werde. Denn das ein oder andere Mal habe ich mir dabei nicht nur Sorgen um meine Seitenspiegel gemacht.

Doch wenn man sich das Chaos wegdenkt, ist Rollerfahren hier eigentlich sehr sicher gestaltet. So gibt es sehr oft eine eigene Spur für Roller auf der Straße. Manchmal ist diese sogar durch eine kleine Mauer von den Autofahrbahnen getrennt. Das Beste ist das „nach Links-Abbiegen“. Für Roller gibt es hier eine andere Lösung als bei uns üblich. Wenn man also an einer Kreuzung links abbiegen möchte, fährt man rechts über die Kreuzung und richtet sich dort nach links aus – noch vor den wartenden Rollern der kreuzenden Fahrbahn. Dazu gibt es einen extra-eingezeichneten Bereich.

Pro: Roller fahren somit immer auf der rechten Straßenseite und können so auch nicht beim Links-Abbiegen vom Gegenverkehr übersehen werden.
Contra: im Worst-Case muss man 3 Ampelschaltungen abwarten um nach links abbiegen zu können. Pro überwiegt jedoch.

Meine Tipps:

  • Nur dann hier Roller fahren, wenn man sich wirklich sicher fühlt. Denn langsames und wackeliges Fahren ist hier sehr gefährlich. (Zwei Freundinnen sind hier bereits gestürzt, eine davon hat sich ziemlich üble Schürfwunden zugezogen…)
  • Keine unerwarteten Lenkbewegungen machen. Die Taiwaner fahren sehr schnell und überholen oft – somit sollte man möglichst gerade und „absehbar“ fahren.
  • Sehr wachsam sein. Gerade die Rollerfahrer nehmen hier einem auch gerne die Vorfahrt und drängen sich von der Seite in den Straßenverkehr. Zum anderen hatte ich in Hualien auch die Situation, dass wilde Hunde (davon gibt es hier in Taiwan auch sehr viele) ohne Vorwarnung die Straße Kreuzen.
  • Meidet die Stadt. Mir persönlich macht es Spaß und es gibt einem einen kleinen „Kick“ mit 20 Rollern gleichzeitig die Kreuzung zu überqueren. Allerdings ist es außerhalb, wo einem nur noch ab und zu mal ein Fahrzeug begegnet, viel angenehmer und entspannter. Zudem gibt es wirklich traumhaft-schöne Strecken in den Bergen, sowohl landschaftlich, als auch fürs Rollerfahren an sich.

13 14

Liebe Grüße aus Taipeh,
Nick

Leave a Reply