Am 04.10.2016 war zum ersten Mal im neuen Wintersemester wieder eine Abendverantstaltung im Playspace – ca. 100 Studenten und Gäste waren da, um dem Unternehmer, Manager und Startup-Förderer Robert Koning zuzuhören und mit ihm zu diskutieren. Nach seinem Vortrag haben wir ihn uns noch kurz gegriffen und ein paar Fragen gestellt: Wie wird man Startup-Unternehmer, was macht gutes Management aus und sind Studenten eigentlich innovativer als ältere Startup-Gründer? Das Interview führte Bendix Lippe.
Karlshochschule: Herr Kroning, erstmal nochmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben und hier vorbeigekommen sind!
Robert Koning: Sehr gerne, danke für die Einladung.
Karls: Was braucht es denn überhaupt um erfolgreicher Startup-Unternehmer zu werden?
Koning: Ein Startup-Unternehmer kann man nicht werden – das ist ein Thema, das mit einer speziellen Idee zusammenhängt. Da muss man sich mehrere Fragen stellen: Ist die Idee gut? Wie setzt man sie um? Wie sieht der Markt aus? Manchmal haben echt gute Startup-Unternehmer eine schlechte Idee und kommen damit auch nicht weiter; so einfach kann man das also nicht sagen. Es gibt allerdings ein paar praktische Voraussetzungen: Ich glaube, man braucht zum Einen ein gutes Team, man muss den Markt beobachten, und erkennen, ob er das Produkt überhaupt benötigt, das ich mir ausgedacht habe. Zum Anderen muss man auch den richtigen Zyklus fahren, um dann irgendwann das richtige Produkt auf den Markt zu bringen.
Karls: Sie arbeiten ja aktuell mit Absolventen der Karlshochschule zusammen, die das Projekt „Tippster“ gestartet haben – haben die eine andere Herangehensweise an Managementprobleme als Studenten von anderen Hochschulen?
Koning: Grundlegend muss man hier sagen: Das Team von Tippster super zusammengestellt, es gibt Analysten, es gibt finanziell starke Leute und es gibt einen sehr guten Programmierer; also der Mix ist schon mal sehr gut. Was die meiner Meinung nach außergewöhnlich gut beherrschen ist die Kraft auf dem Markt aufzutreten und auch Leute zu überzeugen, dass das, was sie machen, auch richtig ist. Und damit haben Sie wirklich ein Alleinstellungsmerkmal für sich gefunden.
Karls: Sie selbst haben ja mit 21 Jahren schon angefangen und Ihr erstes Unternehmen gegründet. Was sind die Haupterfahrungen, die man aus so einer langen Zeit und Arbeit mit Startups mitnimmt?
Koning: Also ich habe, als ich 21 war, ein typisches Ingenieursbüro aufgemacht. Damit war ich relativ erfolgreich; aber aus dem Wissen, das ich heute über die damalige Zeit habe, würde ich wahrscheinlich alles anders machen. Was ich gelernt habe ist den Markt wesentlich intensiver zu beobachten, ihn besser zu kennen und vor allem auf Menschen zurückzugreifen, die Erfahrung und Know-How mitbringen. Das war eins der wichtigsten Themen: Mit 21 habe ich alles alleine gemacht, ich dachte, dass ich das auch kann – hab nicht auf „Senioren“ zurückgegriffen wie ich es jetzt vielleicht selber bin. Das wäre ein Lerneffekt gewesen, der mir damals wahrscheinlich gut getan hätte.
Karls: Wir haben ja gerade in unserer kurzen Umfrage herausgefunden, dass 42 der anwesenden Studierenden daran interessiert wären, selbst ein Startup zu gründen. Was würden Sie denen raten?
Koning: Wichtig ist, ich komme wieder zurück auf das Thema „Team“, dass man sich eine gut ausgewogene Gruppe mit verschiedenen Kompetenzen zusammenstellt. Ich hab das selbst auch in meinem Leben gemacht, am Beispiel einer meiner Firmen kann man das ganz gut sehen: Ich habe als völlig Ahnungsloser im Immobilienmarkt einen Immobilienmakler gesucht, weil ich die Kompetenzen gebraucht hab. Man kann also schon sagen dass es wichtig ist richtig gut darüber nachzudenken, welche Partner oder Co-Founder man sich möglichst gleichberechtigt an die Seite stellt. Und dann ist es natürlich essentiell den Markt zu testen, viele Leute zu befragen, Kundengruppen bilden und zu gucken, ob die Idee wirklich eine gute Idee ist oder ob alle sagen: „Naja, ist ja ganz gut, aber ich würde da keinen Euro für ausgeben.“
Karls: Viele Unternehmer, die Absolventen von Hochschulen bekommen, sagen, dass sie mit dem Ausbildungs- und Erfahrungsstand vieler Uniabgänger nicht so richtig zufrieden sind. Wenn Sie sich etwas wünschen könnten – worauf würden Sie in der Ausbildung von neuen Managern und Unternehmern Wert legen?
Koning: Also das Thema Entrepreneurship wird in immer mehr Hochschulen und Universitäten gelehrt – wenn man jetzt aber zum Beispiel mal das KIT hier in Karlsruhe betrachtet, dann fehlt es da aber noch von vorne bis hinten. Marketing, Sales, Wirtschaftsingenieure, die kriegen da schon ein bisschen was mit, aber immer noch deutlich zu wenig Praxiserfahrung und Praxiswissen. Das ist besonders in technischen Ausbildungen derzeit noch mangelhaft. Hier an der Karlshochschule ist das Thema glaube ich schon wesentlich besser, als Referenz hierfür sehe ich ja auch Tippster. Ich glaube zumindest ein Mix aus den beiden Systemen wäre ideal.
Karls: Jetzt unterstützen Sie Startups ja nicht nur finanziell, sondern geben Ihnen zum Beispiel durch den Inkubator die Möglichkeit, auch von Erfahrungen und Praxistipps zu profitieren. Ist das in so einem jungen Stadium für eine Firma überhaupt schon wichtig?
Koning: Ja, ich glaube schon. Auf der einen Seite ist es natürlich wichtig, auch mal schief zu laufen und gegen eine Wand zu knallen, um es mal so deutlich auszudrücken. Auf der anderen Seite ist das Thema Know-How, das man ja als erfahrener Gründer nunmal anhäuft, auch sehr wichtig für einen Jungunternehmer: Man muss in der Lage sein, wichtige Hinweise anzunehmen dann auch erfolgreich zu gründen. Wenn man also beratungsresistent ist, dann wird es oft sehr schwierig – außer man hat einen Glücksgriff und alles klappt.
Karls: Zum Abschluss jetzt noch eine etwas philosophischere Frage: Ein Kollege von mir hat letztens die These aufgestellt, dass das Startup-Gewerbe an sich eine große Blase ist und die Gesellschaft in Zukunft vielleicht gar nicht mehr den Bedarf nach neueren und innovativeren Ideen hat. Was meinen Sie, gibt es langfristig eine Chance für die Startup-Branche?
Koning: Aus meiner Erfahrung gibt es in unserer Branche eine Erfolgschance, die bei circa zehn Prozent liegt. Und selbst diese zehn Prozent starten nur durch, ein wirklich langfristiger Erfolg ist da nicht gesichert – der liegt eher zwischen drei und fünf Prozent. Also würde ich der These, dass die Startup-Branche eine riesengroße Blase ist, durchaus zustimmen; sie platzt sogar an der einen oder anderen Stelle schon. Aber ich glaube, dass der Mensch trotzdem immer schneller, besser und höher werden will. Und dass daraus natürlich auch immer Innovationen geboren werden. Es gibt sogar einen Professor der behauptet, dass der menschliche Körper überflüssig ist und wir in Zukunft einfach nur noch Chips im Gehirn haben, mit denen wir dann in einer virtuellen Realität leben. Das wäre im Endeffekt eine Innovation, die ich zwar als ein bisschen verrückt bezeichnen würde, aber auch nicht vollkommen unrealistisch finde. Also ja: Ich glaube, dass es immer Innovationen geben wird – das heißt aber wie eben gesagt noch lange nicht, dass auch jede Innovation Erfolg verspricht.
Karls: Herr Koning, vielen Dank für das Gespräch!
Koning: Sehr gerne.