Wir haben Tókes Auftritt in Karlsruhe zum Anlass genommen und mit ihm und seinem Manager über ihre gemeinsame Leidenschaft den Reggae und ihre Zusammenarbeit zu sprechen. Malte und Marco haben beide an der Karlshochschule studiert, der eine Eventmanagement , der andere Kunst- und Kulturmanagement, aber lest selbst, was die beiden machen:
Karls: Was habt ihr seit eurem Abschluss an der Karls gemacht?
Marco (Tóke): Ich war längere Zeit wohnungslos-musizierend in Deutschland unterwegs, das hatte ich mir schon während des Studiums länger vorgenommen. Also nicht unbedingt wohnungslos zu sein, aber viel Musik zu machen.
Außerdem hatte ich mir vorgenommen auf Reisen zu gehen und war dann drei Monate in Jamaika unterwegs, um Land und Leute kennenzulernen. Der Trip war aber vor allem eine Möglichkeit in die Musikwelt Jamaikas einzutauchen, neue Kontakte zu knüpfen, gemeinsam Musik machen und neue Projekte in Angriff nehmen.
Die dabei gesammelte Inspiration konnte ich gleich nutzen und mein Debütalbum „Wake Up Inna Kingston“ zu schreiben. Mit der Veröffentlichung dieses wurde auch die europäische Reggae Presse auf mich aufmerksam.
Zurück in Deutschland schien ein Stein ins Rollen gekommen zu sein, ich wurde mit meiner Band erstmals auf Festivals gebucht. Mit den Kontakten meiner Jamaikareise und den guten Reaktionen auf mein Debüt wurde der Gedanke, sich voll uns ganz auf die Musikkarriere zu konzentrieren, immer konkreter.
Ursprünglich hatte ich die Idee, nach dem Bachelor-Studium an der Karls ein Jahr Pause zu machen und dann einen Master anzufangen. Ich gab also dem universitären Leben nach unserer ersten Tour noch eine Chance und begann einen Master in Kulturwissenschaften. Allerdings merkte ich schnell, dass ich das nur gemacht hatte, um irgendwelchen Ansprüchen aus meinem Umfeld (in meinen internalisierten Ansprüchen) zu genügen – ich hatte mich gelebt gefühlt. Die Musik hatte in der Zwischenzeit so viel Raum eingenommen, dass ich gar keine richtige Zeit mehr hatte um zu studieren. Folglich legte ich das Studium wieder auf Eis, um mich voll auf die Musik zu konzentrieren. Seitdem gebe ich umso mehr Vollgas in Richtung Musik, und es läuft bestens!
Malte: Ich war erst einmal sieben Monate in Australien, work&travel – rauskommen und was von der Welt sehen. Danach habe ich über drei Jahre als Projektmanager in einer Event- und Promotionagentur gearbeitet.
Ich bin schon seit meinem 13. Lebensjahr als DJ unterwegs und habe schon immer mit der Musikbranche geliebäugelt. 2012 habe ich damit angefangen die Europatournee für den Künstler „Kabaka Pyramid“ zu organisieren. Zu diesem Zeitpunkt kannte ihn keiner, heute zählt er zu den bekanntesten Künstlern der Reggae Szene.
Im Anschluss habe ich mit Künstlern wie Da Professor, Torch, King Mas getourt und war europaweit unterwegs. Meine Tätigkeit als Projektmanager in einer Stuttgarter Agentur für Erlebniskommunikation habe ich 2015 an den Nagel gehängt und setze seitdem alles auf eine Karte – Musikbusiness. Mein Plan ist es eine 360° Agentur zu schaffen, um so alles aus einer Hand anzubieten.
Karls: Ihr seid ein paar Jahrgänge auseinander, wie habt ihr also zusammengefunden?
Malte: Das war total lustig. Solveig, an der Karls tätig, hat mich angeschrieben und nach meiner Adresse gefragt. Mein erster Gedanke war, ob sie mich vielleicht zu ihrer Hochzeit einladen will ;). In der Tat wollte sie nur meine Adresse wissen, um mir die EP von Marco „Troddin’ with a Vision“ zuzuschicken. Auf der CD klebte ein Post-it: „Ich habe gedacht, ich vernetzte euch mal“. Ganz ehrlich: Ich war nach der ersten Minute Fan. Geile Mukke, beeindruckt hat mich, dass seine Musik sehr vielfältig ist, Marco die gesamte EP alleine produzierte und größtenteils alle Instrumente selbst einspielte.
Daraufhin habe ich Marco angeschrieben und wir haben uns einfach mal verabredet. Im November 2014 haben wir uns dann bei mir getroffen und unsere erste gemeinsame Produktion aufgenommen.
Das Ergebnis: Der Song „Too much“ ist auf Youtube mit fast 70k Klicks ganz gut unterwegs. Das Video hat Marco mit einem Kollegen auf Jamaica gedreht.
Karls: Welche Rolle hat jeder Einzelne von euch? Wie kann man sich eure gemeinsame Arbeit vorstellen?
Malte: Das ist recht einfach: Marco macht Mukke und ich kümmere mich um das drum herum.
Wir arbeiten sehr eng zusammen und stimmen uns zu allen wichtigen Entscheidungen ab. Das Ziel ist es, dass sich Marco auf das Musik-Machen konzentrieren kann und ich ihn in der gesamten Orga entlaste.
Karls: Was macht eure Leidenschaft zum Reggae aus?
Marco/Tóke: Für mich ist Reggae Lebensfreude, Ausgeglichenheit und kritische Reflektion zugleich, das gefällt mir. Inhalt und Message gepaart mit Style und Schönheit, Spontanität und Meditation. Gerade auf Jamaica hatte ich festgestellt, dass Reggae eine Kultur ist und nicht nur Musik. Es ist für mich eine Philosophie: gesunde Ernährung, Bewusstsein für die Umwelt und das Hinterfragen von eingefahrenen Strukturen, um nur einige Inhalte zu nennen.
Allerdings fokussiere ich mich nicht nur auf Reggae, das würde mich als Künstler zu sehr eingrenzen. Ich bin Musiker, höre und mache verschiedenste Arten von Musik. Wer meine erste Platte gehört hat wird erkennen, dass der Sound nicht nur nach Reggae klingt. Ich werde von verschiedensten Styles wie Soul, Hip Hop und dem von Singer-Songwriter inspiriert. Nach meinem Debütalbum „Wake Up Inna Kingston“, was in jeglicher Hinsicht meine Reisen nach Jamaica und die Reggae-Kultur huldigt, wird es wieder in diese Richtung gehen.
Malte: Das ist schwer zu sagen. In erster Linie ist es gar nicht die Leidenschaft zum Reggae, sondern die zur Musik im Allgemeinen. Musik ist ein so tolles Medium!
Der Reggae ist für mich eine besondere Form der Musik. Er hat sehr positive Eigenschaften, ist echt, warm und authentisch. Im Vergleich zu anderen Genres dreht es sich im Reggae häufig noch um die Texte und Inhalte.
Marco beschreibt dieses Gefühl ganz gut in seiner aktuellen Single „Frizzle“.
Karls: Wie sieht eure geschäftliche Zukunft aus?
Malte: Gute Frage! Unser Plan ist, dass wir nichts überstürzen und einen Schritt nach dem anderen machen. Das Musikbusiness ist eine harte Nuss und man kann sich sehr schnell die Finger verbrennen.
Wir sind optimistisch und freuen uns sehr auf die Zukunft.
Karls: Wo kann man Tóke das nächste Mal live erleben?
Das nächste Mal könnt ihr mich in Karlsruhe mit meiner anderen Band „The Soultree Collective“ diesen Samstag, dem 11.6. im Studentenzentrum Z10 (Zähringerstr. 10) live sehen.
Und die weiteren Dates:
24.06. D – Stuttgart – Mata Hari,
25.06. D – Backnang/Stuttgart – Backnanger Strassenfest
16.07. D – Burtenbach – Sunrise Reggae und Ska Festival (Soundshow ls. Natty Vibes Sound)
17.07. D – Rössingen/Hannover – Weedbeat Reggae Festival
24.07. IT – Lignano – One Love Festival
30.07. D – Berghaupten – Black Forest on Fire
05.08. D – Friedberg – Reggae in Wulf
06.08. D – Karlsruhe – Die Stadtmitte Karlsruhe, KAMUNA (Abschlussevent der Karlsruher Museumsnacht)
11.08. A – Wien – Afrika-Tage
Danke für eure Zeit. Wir sind froh, dass ihr euch gefunden habt und wünschen euch beiden auf eurem Weg viel Erfolg.