Meine praktische Studienphase, im Rahmen meines Studiums Kunst- und Kulturmanagement an der Karlshochschule, verbrachte ich von Februar bis Juni dieses Jahres bei der Kulturberatung actori cee GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in München ist tätig in der Beratung und Vermarktung von Institutionen in den Branchen Kultur, Bildung und Unternehmen. Zu den Klienten zählen z.B. Opernhäuser, Theater, Orchester, Museen oder Universitäten.
Die Schwerpunkte der Beratungstätigkeit sind: Strategische Neuausrichtung , Entwicklung von Geschäfts-, Finanzierungs-, Betreiber- und Vermarktungsmodellen, Markenbildung und -profilierung, Neukundengewinnung und Kundenbindung , Organisation , Effizienzsteigerung, Prozessoptimierung und Fundraising- und Sponsoringkonzepte. Zum ersten Mal von actori cee gehört habe ich 2014 im Rahmen unserer Vorlesung Management of Specific Cultural Segments and Cultural Institutions. Ungefähr ein Jahr später sah ich dann die Ausschreibung für eine Praktikantenstelle beim Kulturmanagement Network und versuchte mein Glück. Nach einem Skypegespräch bei ca. 40 Grad im Schatten an der Grenze zu Belize (ich verbrachte zu der Zeit mein Auslandssemester in Mexiko) bekam ich pünktlich zu Weihnachten die gute Nachricht, dass ich angenommen wurde.
In meiner ersten Woche führte ich Recherchen für ein Marktscreening im Bereich Kulturevents, Festivals & Kultur- und Kreativwirtschaft durch und lernte die verschiedenen Abläufe im Büro kennen. Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase wurde ich dann in zwei Projekte zum Thema Sponsoring und Fundraising eingearbeitet bei welchen für ein Klassikfestival und ein Theater je ein Konzept entwickelt wurde. Während der Arbeit an den Projekten hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass mir eine große Verantwortung übergeben wird und die Kollegen uns Praktikanten viel Vertrauen entgegenbringen. Bald schon gingen die Aufgaben über die pure Recherche hinaus auch ins Konzeptionelle z.B. im Rahmen der Präsentationsgestaltung. Wir waren insgesamt 3 Praktikantinnen und 8 Mitarbeiter und wurden jede Woche Tag für Tag einer Aufgabe oder einem Projekt zugeteilt- diese strukturierte Vorgehensweise fand ich sehr gut, da so nie Leerläufe entstanden. Dadurch, dass jeder Praktikant gewissen Projekten zugeteilt war, konnte man sich tiefer in die Materie einarbeiten und das Projekt in seinen Einzelheiten kennenlernen. Zu meinen Aufgaben bei den ersten Projekten gehörten u.a. Präsentationsgestaltung, Benchmark-Analysen (z.B. zu Marketingstrategien, Finanzierungsstrukturen oder Ticketpreisen), das Zusammenstellen von Leistungspaketen beim Sponsoring, Konzepte für Fundraising- und Spendenkampagnen, Recherche zu potenziellen Sponsoren und deren Fit mit den Markenwerten.
In der zweiten Hälfte des Praktikums arbeitete ich an der Überprüfung eines Businessplans für ein internationales Festspielhaus mit. Dieses Projekt empfand ich als sehr spannend, da ich hier auch im Studium gelernte Rechnungen aus der BWL in der Praxis anwenden und nachvollziehen konnte. Mein Teil des Projekts war die Untersuchung des Markt- und Besucherpotenzials. Hierfür wurden in tagelanger Arbeit die Anzahl der Einwohner in einem gewissen Umkreis und das schon bestehende Klassikangebot mit jeweiligen Auslastungszahlen analysiert. Was hier in einem Satz zusammengefasst werden kann, war in Wirklichkeit eine sehr mühsame Arbeit, die ich aber nie als langweilig empfand, da ich so Deutschlands Kulturangebot sehr detailliert kennenlernte. Genau so ging es mir eigentlich auch bei vielen anderen Aufgaben: Selbst wenn es sich auf den ersten Blick “nur” um eine Recherche handelte, so habe ich daraus immer inhaltlich viel mitnehmen können. Ein weiterer großer Aspekt meiner Arbeit war die Vorbereitung für die sogenannten “Akquise Jour Fixe”, bei denen in einer bestimmten Sparte potenzielle Kunden, aktuelle Trends und Ereignisse vorgestellt wurden. In diesem Fall beschäftigte ich mich mit Orchestern, Theatern, Museen und Tourismus und Regionen. Auch hier lernte ich sehr viel schon alleine während der Recherche.
Das Studium an der Karlshochschule hat mich im Großen und Ganzen gut auf ein Praktikum dieser Art vorbereitet. Meine persönlichen Schwachstellen sah ich bei mir eben eindeutig noch im mathematischen Bereich, was ich aber während meinem Praktikum sehr verbessern konnte. Ganz besonders die Vorlesung zur Kulturfinanzierung war eine gute Grundlage, da ich mich im Praktikum größtenteils mit Finanzierungsstrukturen und Sponsoringkonzepten auseinandergesetzt habe. Was mir jedoch vorher im Studium etwas zu kurz kam waren Rechtsgrundlagen, wie z.B. Veranstaltungs- und Steuerrecht. Doch auch solche Dinge kann man sich während dem Praktikum in gewissem Maße recht gut selbst beibringen.
Was ich für mich aus diesem Praktikum mitgenommen habe sind neben Inhaltlichem auch Aspekte der Arbeitsweise und Tools zur Präsentationserstellung. Inhaltlich habe ich eine riesen Bandbreite an Kulturinstitutionen, Veranstaltungsstätten und Klassikfestivals kennengelernt. Wie diese organisatorisch aufgebaut sind, wie sie sich finanzieren und welche äußerlichen Rahmenbedingungen sie beeinflussen. Auch Dinge wie Bilanzierung, GuV, Inflationäre Effekte etc. konnte ich hier wiederholen und vertiefen. Außerdem habe ich gelernt, Recherchen wirklich detailliert und ordentlich bis zum Ende durchzuführen, da es wichtig war, dem Kunde fundierte Ergebnisse zu präsentieren. Hierzu gehörte auch manchmal einiges Durchhaltevermögen wenn man Dinge noch ein drittes und viertes Mal kontrolliert hat. Bei der Arbeit mit Powerpoint habe ich ebenfalls sehr viel dazugelernt, besonders wie man eine Präsentation übersichtlich gestaltet und einwandfrei formatiert.
Bei der Wahl des Praktikums kann ich zukünftigen KKM-Studenten nur empfehlen: Überlegt euch zunächst, ob ihr lieber direkt in einer Kulturinstitution arbeiten wollt oder im organisatorischen / beratenden Bereich. Ich habe mich eigentlich immer eher direkt im Orchester oder der Oper gesehen, fand die Erfahrung in der Kulturberatung aber als sehr bereichernd. Meine Entscheidung, in welche dieser Richtungen ich gehen will, kann ich zwar im Endeffekt trotzdem noch nicht treffen, jedoch konnte ich nun mit meinen bisherigen Praktika in beide einmal Einblicke bekommen. Natürlich gibt es wie überall auch hier Vor- und Nachteile: In einer Kulturinstitution tut man sich wahrscheinlich oft schwer, konzeptionell und strukturell etwas zu bewirken, während das in der Kulturberatung die primäre Aufgabe ist. Dafür bekommt man im Orchester oder Theater z.B. eben auch die einmalige künstlerische Atmosphäre, die bei einem Beraterjob, bei dem man manchmal auch bis 23 Uhr im Büro an Präsentationen sitzen kann, nicht direkt gegeben ist.