Vom 09.02. bis 31.05.2015 habe ich im Rahmen meines Kunst- und Kulturmanagement Studiums an der Karlshochschule in der Kommunikationsabteilung des Maxim Gorki Theaters in Berlin hospitiert. Wie jedes größere Theater hat auch das Gorki eine Kommunikationsabteilung, die für die Produktion von Printmaterial, also Programm und Spielzeitheften, Monatsspielplänen sowie die Pressearbeit zuständig ist. Im Wesentlichen bestanden meine Aufgaben in der Betreuung der Social Media Kanäle, der Betreuung der Gorki Website sowie in der Unterstützung bei der Produktion unseres Publikationsmaterials.
Alle diese Aufgaben hatten eigentlich erst einmal nichts mit den im Studium erlernten Inhalten zu tun und waren dementsprechend auch nicht direkt damit verknüpfbar. Die für mich wichtigste Erfahrung war aber die Möglichkeit, bestehende Abläufe, Strukturen und Kommunikationswege einmal in der Theaterpraxis zu sehen und für mich selbst zu reflektieren, inwieweit sich theoretische Modelle im praktischen Umfeld wiederfinden lassen. Ich habe auch einige Male mit einem Kollegen über die Wissenschaft des Kulturmanagements gesprochen und er hat mir viel darüber erzählt, welche Ansätze aus der Theorie er für sinnvoll und welche für nicht umsetzbar hielt. Es lässt sich sicherlich sagen, dass manch theoretisches Modell (vor allem im Bereich der Besucherorientierung und des Audience Developments) gut gemeint ist, aber nur sehr schwer umsetzbar und wenig nutzbringend. Auf der anderen Seite bieten viele Theater bereits verschiedene Leistungen an, aber wissen gar nicht über die Parallelen zu bestehenden Modellen in der Theorie. Meist wird sich dann an anderen Theatern oder sogenannten Best Practice Beispielen orientiert.
Worauf ein Studium nicht beziehungsweise nur sehr rudimentär vorbereiten kann, ist die spannende und meiner Ansicht sehr einzigartige Unternehmenskultur eines Theater. Diese kann nur durch eine “teilnehmende Beobachtung”, wie sie ein Praktikum ja darstellt, erfahren und kennengelernt werden. Die Atmosphäre im Theater ist äußerst familiär, besonders im Gorki, was das kleinste der fünf Berliner Stadttheater ist. Schnell habe ich auch Menschen aus anderen Theatern kennengelernt und witzigerweise eine ehemalige Studentin der Karls getroffen, die jetzt in der Marketingabteilung des Berliner Ensemble arbeitet. Ich glaube, wer ein Praktikum an einem Theater absolvieren möchte, sollte sich darüber im Klaren sein, dass wahrscheinlich wenige Aufgaben Bestandteil des Praktikums sein werden, die dem “klassischen Managen” zugeordnet werden können. Weitaus wichtiger ist, dass durch ein Praktikum im Theater die Möglichkeit besteht, das Theaterleben, sehr interessante Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen sowie natürlich tolle Bühnenproduktionen in Entstehung und der Aufführung selbst, kennenlernen zu können.
Ich kann auch nur empfehlen, ein Praktikum in Berlin zu absolvieren, weil wahrscheinlich keine Stadt der Welt mit so vielen unterschiedlichen und teilweise weltbekannten und renommierten Bühnen aufwarten kann.
Studierenden, die in einem Theater ein Praktikum absolvieren wollen, möchte ich noch als Tipp auf dem Weg geben, bei der Bewerbung hartnäckig zu bleiben. Da Bewerbungen auf Hospitanzen einfach meistens nicht zu “wichtigen Dingen” im Theateralltag gehören und gerne auf den letzten Drücker noch neue Hospitant*innen gesucht werden, sollte man einfach immer wieder anrufen und nachhaken. Meine Bewerbung hat sich fast ein Jahr hingezogen, während andere einfach im richtigen Moment anrufen und zwei Tage später anfangen können.