Studiengang Kunst- und Kulturmanagement im Prof-Check mit Martin Zierold

Ein Interview mit Martin Zierold, Professur für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft, Studiengangsleiter Kunst- und Kulturmanagement an der Karlshochschule International University

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Kann man den Studiengang Kunst- und Kulturmanagement in drei Hashtags zusammenfassen?

Ich fürchte, dass so ein dreijähriges Studium etwas komplexer als ein Tweet ist. Daher reichen auch drei Hashtags nicht aus. Aber ich mache mal drei Angebote:

Die Basisversion: #kultur #management #offensichtlich
Die Spartenversion: #theater #museen #off-szene
Die Themenversion: #kommunikation #strategie #experimentierfreude

Okay, dann vielleicht eher die längere Variante. Wie könnte man den Studiengang Kunst- und Kulturmanagement an der Karlshochschule beschreiben?

Im Kern geht es darum, für Kulturorganisationen, Kunstprojekte oder auch einzelne Künstlerinnen oder Künstler eine Form des Managements zu finden, die Kunst fördert und nicht behindert. Dazu braucht man zum einen Antworten auf wirtschaftliche Fragen beispielsweise nach der Finanzierung: Wo kommt das Geld her? Hier werden wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine fundamentale Veränderung im deutschsprachigen Raum erleben mit einer starken Verschiebung zu anderen Finanzierungsformen als staatlichen Zuschüssen. Hinzu kommen Themen, die nicht primär ökonomischer Natur sind: Wie baue ich eine Beziehung zu meinem Publikum auf? Wie erweitere ich es? Wofür steht unsere Institution oder unser Projekt? Was wollen wir langfristig erreichen? Das alles sind Fragen für Kulturmanagerinnen und -manager, um die es im Studium geht und für die wir nach neuen Antworten suchen.

Was macht den Studiengang an der Karlshochschule so besonders?

Da ist zum einen das Konzept des Studiengangs: Die Gesellschaft verändert sich gerade radikal durch die fortschreitende Globalisierung, die digitalen Medientechnologien – das ist inzwischen ein Gemeinplatz. Doch niemand weiß wirklich, wie die Welt in zehn, fünfzehn Jahren aussehen wird. Wir haben keine Ahnung! Viel zu viele Kulturinstitutionen machen aber ihre Arbeit für ein Publikum, das es so schon gar nicht mehr gibt. Da sind die gegenwärtigen Veränderungen noch kaum angekommen, und man meint schon für die Zukunft gerüstet zu sein, wenn das Theater auch einen Twitter-Account hat. Und leider funktionieren auch viele Studiengänge noch so: hier ein bißchen Rezepte für Marketing, dort ein paar Checklisten für Finanzierung – und das war’s dann. Kunst- und Kulturmanagement setzt grundsätzlicher an und fragt nach der Rolle von Kunst und Kultur für Gesellschaft und was das für das Kulturmanagement der Zukunft bedeutet. Kunst und Kultur sind der Ort, an dem Gesellschaft über sich nachdenkt – kritisch, spielerisch, visionär. Dafür braucht es auch ein Kulturmanagement, das nicht die Rezepte aus dem 20. Jahrhundert fortschreibt, sondern neue Ideen entwickelt, selbst experimentierfreudig und neugierig ist. Das versuchen wir hier zu pflegen.

Und dafür haben wir hervorragende Voraussetzungen, denn wir haben fantastische Lehrende aus der Praxis, die für genau eine solche Zukunftsorientierung und strategische Perspektive stehen wie beispielsweise Peter Spuhler, den Intendanten des Staatstheaters hier in Karlsruhe, Tillmann Wiegand den künstlerischen Betriebsdirektor der Hamburgischen Staatsoper oder Christiane Riedel, die Geschäftsführerin am ZKM ist, dem weltweit wichtigsten Museum für Digitalkultur und Kunst. Wir haben aber auch fantastische Studierende, mit denen das Arbeiten an diesen Fragen Spaß macht und die sich gegenseitig beflügeln und nicht in Konkurrenz denken.

Und darüber hinaus gibt es viele Elemente, die ein Studium an der Karls in jedem Studiengang besonders machen: die kleinen Lerngruppen mit interaktiver Lehre, der hohe Praxisbezug mit viel Projektarbeit, die internationale Ausrichtung und Vernetzung oder der interdisziplinäre Ansatz.

 Was ist denn das spannendste Modul in diesem Studiengang?

Wenn ich nicht jedes Modul in meinem Studiengang spannend fände, hätte ich als Studiengangsleiter wohl etwas falsch gemacht. Natürlich sind Interessen verschieden, aber die Module bauen systematisch aufeinander auf und gehören zusammen. Manchmal erschließt sich das unmittelbar, in anderen Fällen erkennt man das vielleicht erst mit Verzögerung. Aber das ganze Studium hat eine sehr genau durchdachte Dramaturgie, um es mal in der Theatersprache zu sagen. Und ich denke, es ist auch für jeden Interessenschwerpunkt etwas dabei: ob man sich jetzt für die klassischen Fragen des Managements interessiert, sich für Kulturmarketing oder Finanzierungsfragen begeistert, die Perspektive der Gesamtstrategie sucht oder etwas über Kultur und Gesellschaft herausfinden will. So findet dann meist jeder seine persönlichen Herzensthemen. Aber um eine gute Kulturmanagerin oder ein guter Kulturmanager zu werden, braucht man schon das Gesamtpaket.

Wie sieht es denn nach meinem Kunst- und Kulturmanagement Studium aus? Welche berufliche Optionen habe ich?

Auch wenn es paradox klingen mag, aber gerade in einer Zeit, in der man ständig von Krisen in der Kunst- und Kulturlandschaft lesen kann, sind Kulturmanagerinnen und –manager sehr gefragt. Schließlich setzt sich die Erkenntnis zunehmend durch, dass Kultureinrichtungen einerseits ein professionelles Management brauchen, andererseits dafür Menschen am besten geeignet sind, die auch wissen, was für Kunst und Kultur spezifisch ist. Überspitzt gesagt: Wer im BWL-Studium gelernt hat, Zahnpasta zu verkaufen, kann nicht automatisch auch gutes Marketing für ein Theater oder Museum machen.

Darüber hinaus bekommen wir immer mehr Rückmeldungen, dass Einrichtungen gezielt Interesse an Absolventinnen und Absolventen von Kunst- und Kulturmanagement an der Karls haben. Das gründet meist auf Kontakten in Unternehmensprojekten, Praktika oder Abschlussarbeiten. Ich habe erst vor einigen Tagen mit einer Kulturmanagerin gesprochen, die persönliche Referentin des geschäftsführenden Intendanten an einem großen deutschen Theater ist. Sie hat selbst anderswo Kulturmanagement studiert und das als wenig hilfreich erlebt, aus den Gründen die ich eben schon geschildert habe: es war alles sehr technisch, in Checklisten gedacht. Nach ihrem Studium fand sie das Fach Kulturmanagement ziemlich uninspirierend und wenig hilfreich. Und dann hat sie eine Kunst- und Kulturmanager-Absolventin der Karls kennengelernt, die mit ihr ein Interview für die Abschluss-Arbeit geführt. Die Kulturmanagerin war völlig begeistert, wie weit der Horizont von unserem Studiengang, unseren Studierenden ist und will nun ein Kooperationsprojekt mit uns machen.

Kurzum: Die Chancen für unseren Absolventinnen und Absolventen sind gut. Wichtig ist auch, dass das Studium offen und grundlegend genug ist, um auch noch ganz andere Wege zu eröffnen. Einige Studierende machen danach zunächst noch einen Master, arbeiten für Unternehmen oder Agenturen. Da wir keine Menschen mit Tunnelblick ausbilden, sind auch die Optionen nach dem Studium groß – je nach individuellen Interessen und Profil.

Wer sollte sich für den Studiengang bewerben? Also was sollte man persönlich mitbringen?

Notwendig ist eigentlich nur echte Leidenschaft für Kunst und Kultur – oder eine bestimmte Sparte wie Oper, Musik, Theater, bildenede Kunst – und der Wunsch, Kunst und Kultur später als Kulturmanagerin oder –manager professionell zu ermöglichen. Wir bilden hier keine Künstlerinnen und Künstler aus, das darf man nicht verwechseln. Als hilfreich für das Studium haben sich auch praktische Erfahrungen erwiesen – das kann die organisatorische Arbeit für das Schulorchester oder die Theater-AG sein oder auch ein praktisches Jahr nach dem Abi zum Beispiel im Rahmen von FSJ Kultur. Aber die Begeisterung für das Thema ist das wichtigste, gepaart mit Neugierde und einem weiten Horizont.

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