Wie wird sich die Kulturlandschaft Karlsruhes in den nächsten Jahren weiter entwickeln? Ist Karlsruhe im Kultursektor gut aufgestellt? Wie sollte das kulturelle Angebot einer Stadt aussehen?
Mit diesen und weiteren Fragen rund um Kunst, Musik, Theater, Literatur und vielem mehr, beschäftigt sich das Kulturamt Karlsruhe bei seiner täglichen Arbeit. Um neue Ideen und innovative Konzepte für die Karlsruher Kultur zu entwickeln, muss das Kulturamt immer am Puls der Zeit bleiben. Das heißt, in einen aktiven Austausch mit jungen Menschen und somit den Kulturkonsumenten von Morgen zu treten.
Schon des Öfteren haben Studenten unserer Hochschule gemeinsam mir dem Kulturamt an Projekten gearbeitet. Diesmal haben sich das Kulturamt und die Karlshochschule International University zusammen getan und dabei am vergangenen Freitag die Zukunftswerkstatt ins Leben gerufen.
Für die Studenten der Karlshochschule ist dies eine große Chance auf das kommende Kulturprogramm ihrer Stadt einzuwirken, was nicht selbstverständlich ist.
Doch was kann man sich überhaupt unter einer Zukunftswerkstatt vorstellen?
Es bedeutet, dass sich 170 Kultur-Rezipienten von Morgen zusammengefunden haben um neue Themen und Konzepte für das künftige Karlsruher Kulturangebot zu erarbeiten.
Das bedeutet aber auch, dass 170 Studierende den Schwächen der Karlsruher Kulturszene auf den Grund gehen. Was fehlt ihrer Meinung nach in Karlsruhe und welche Vorstellungen haben sie überhaupt von der Arbeit des Kulturamtes?
Zunächst ging es aber daran Themen zu finden die einen den Tag über begleiten werden. Hierbei durfte jeder die Themen einbringen die ihn schon lange beschäftigten. Die Zukunftswerkstatt gründet an sich auf der Idee eines Open Space. dabei handelt es sich um eine Großgruppenmoderation, bei der Workshops auch mit gut und gerne 1000 Teilnehmern geleitet werden können. Jeder Teilnehmer hat die Möglichkeit Themen vorzuschlagen, diese an eine zu Beginn natürlich noch leere Agenda zu pinnen und dieses Thema dann mit anderen in kleineren Gruppen zu diskutieren und auszuarbeiten. Dabei gibt es einige Prinzipien:
- Wer auch immer kommt, es sind die richtigen Leute – einer oder 25 ist egal, und jeder ist wichtig und motiviert.
- Was auch immer geschieht, es ist das Einzige, was geschehen konnte – Ungeplantes und Unerwartetes ist oft kreativ und nützlich.
- Es beginnt, wenn die Zeit reif ist – wichtig ist die Energie (nicht die Pünktlichkeit)
- Vorbei ist vorbei – Nicht vorbei ist Nicht-vorbei – wenn die Energie zu Ende ist, ist die Zeit um.
In kürze entstand zu Beginn eine Bandbreite von 44 Themen. Der eine will ein Karlsruher Kulturparkhaus für Studenten eröffnen und Konzerte in der Straßenbahn stattfinden lassen. Eine andere Studentin fordert eine bessere Förderung für Karlsruher Jungautoren.
In insgesamt vier Tracks von jeweils einer Stunde, wurde dann an 11 unterschiedlichen Themen gearbeitet. In Kleingruppen wurden die Themendiskutiert und Lösungsvorschlage ausgearbeitet.
Die Studenten mussten sich nicht wie üblich für ein Thema entscheiden sondern konnten ihre Gruppe jeder Zeit verlassen und zum nächsten Thema weiterziehen. So pilgerten die Studierenden wie eine fließende Masse durch das neue Audimax und erschlossen sich so den Raum und damit die Karlsruher Kulturwelt.
Nach fünf Stunden harter und schweißtreibender Arbeit wurden die Themen dem Kulturamt präsentiert. Die Präsentation brachten zum einen viele neue und kreative Ideen zu Vorschein. Zum anderen wurde aber auch deutlich, welche Fülle die Karlsruher Kulturszene zu bieten hat. Viele Ideen gibt es schon in Karlsruhe, einzig und allein die Kommunikation mit der jungen Zielgruppe scheint noch nicht perfekt zu sein. Darüber hinaus erfüllte die Zukunftswerkstatt auch den Zweck, die Arbeit eines Kulturamtes den Studenten näher zu bringen um zu verstehen wie ein Kulturprogramm überhaupt entstehen kann.
Am Ende konnte Prof. Dr. Michael Zerr ein dickes Protokoll mit allen Ergebnissen an das Kulturamt überreichen. Frau Prof. Dr. Susanne Asche und Frau Elke Sieber zeigten sich sichtlich begeistert über das gute Stück.
Die Zukunftswerksatt hat ihr Ziel also erreicht: Das Kulturamt konnte die Eindrücke der „Next Generation“ gewinnen und mit ihnen in den Austausch treten. Die Studierenden haben vieles gelernt, konnten ihre Kreativität ausleben und werden demnächst wohl des Öfteren in die Karlsruher Kulturszene eintauchen.